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Finance Watch lud zur Kryptowährungs-Konferenz

Finance Watch Panel Sujet
Montag, 28. Dezember 2020

Finance Watch lud zur Kryptowährungs-Konferenz

Am 25. November 2020 organisierte unser Partner Finance Watch eine online-Konferenz zu den Chancen und Risiken der Digitalisierung des Finanzsektors in der EU. Titel: "Navigating the Brave New World – Cryptoassets, Stablecoins and CBDCs". Genossenschaftsvorstand Fritz Fessler beobachtet seit langem auch aus persönlichem Interesse die Entwicklungen rund um Kryptowährungs-Themen und ließ sich somit auch diesen fachlichen Austausch nicht entgehen.

 

Inhaltlicher Ausgangspunkt der Konferenz: Im Juni 2019 verkündete das "Konsortium Libra" unter wesentlicher Führung von Facebook seinen Plan, ein globales Zahlungs- bzw. Kryptowährungssystem zu implementieren – siehe dazu auch unsere damalige Reaktion im Politik-Blog. Eine intensive öffentliche Debatte folgte: Was sind die Chancen und Risiken von Stablecoins im allgemeinen und Libra im Speziellen?

 

Während die Befürworter in Libra einfach nur eine weitere Möglichkeit sehen, digitale Zahlungen einfach und günstig abwickeln zu können, machen sich Regulatoren und die Zivilgesellschaft Sorgen: Sie sehen in erster Linie ein privat kontrolliertes globales Zahlungsmittel, hinterlegt mit einer gigantischen Kapitalreserve, die den Facebook-Konzern innerhalb kürzester Zeit zum systemrelevanten Händler von Währungen und Staatsanleihen machen könnte.

 

Das Aufkommen der Libra-Idee drängt Regierungen dazu, ihre jeweiligen rechtlichen Rahmenbedingungen auf Kryptowährungs-Kompatibilität zu überprüfen – und gegebenenfalls rasch zu ändern. Zentralbanken beeilen sich mit ihren eigenen Plänen hinsichtlich „central bank digital currencies“ (CBDCs), also zentral ausgegebener digitaler Währungen: Schwedens Reichsbank startete ein Pilotprojekt zur Herausgabe einer digitalen staatlichen Währung „e-Krona“, das von der EZB genau beobachtet wird. Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an einer Verordnung zur Regulierung von Kryptowährungen („Regulation on Markets in Cryptoassets – MiCA“).

 

An der online-Konferenz nahm unter anderem e-Krona-Projektleiter Gabriel Söderberg teil. Auch andere Notenbanken beschäftigen sich intensiv mit dem Thema digitale Banknoten und wägen Pro und Contra ab. „Die Einführung staatlicher digitaler Währungen wird große Auswirkungen auf die Tätigkeit der Geschäftsbanken nach sich ziehen, weil derzeit nur diese das Giralgeld, das wir auf unseren Bankkonten nutzen, erzeugen“, teilt Fritz Fessler eine zentrale Erkenntnis aus der Konferenz. „Wenn Menschen zukünftig ihr unbares Geld auf Konten der Zentralbank legen, dann fällt für die Geschäftsbanken ein großer Teil der Liquidität weg, da heutzutage über 85% der Geldmenge im Euroraum als Giralgeld existiert. Damit wird es für Banken – und damit für Kreditnehmer*innen – viel teurer, sich zu refinanzieren.“

 

Unser Fazit: Die Digitalisierung des Geldes ist eine nicht aufzuhaltende Entwicklung, die uns alle betreffen wird. Die Rahmenbedingungen dafür werden jetzt gesetzt – und es ist wichtig, eine starke Stimme der Zivilgesellschaft mit in den Diskurs einzubringen.

 

Zu den Aufzeichnungen der dreistündigen Veranstaltung (englisch) gelangst du über die Finance-Watch-Homepage.