Geld gemeinsam gestalten – mit Christina Reichmann
Geld gemeinsam gestalten – mit Christina Reichmann
Christina Reichmann wurde 2020 Mitglied der Genossenschaft für Gemeinwohl. Wohnhaft in Neusiedl am See, hat uns die Angestellte und dreifache Mutter unsere Fragen, was für sie Geld und Gemeinwohl bedeuten, schriftlich beantwortet.
Liebe Christina, was bedeutet Geld für dich?
Wie wohl für die meisten Menschen in unserem Kulturkreis bedeutet Geld für mich als Angestellte und dreifache Mutter Sicherheit und Freiheit. Die Sicherheit, jederzeit genug zu essen, die nötige Kleidung und eine warme Wohnung zu haben. Die Freiheit, mir auch immer wieder spontan einen Kulturbesuch und ein (realistisch betrachtet unnötiges) Kleidungsstück zu leisten oder mit meinem Mann essen zu gehen.
Geld ist das Zahlungsmittel, mit dem meine Leistung durch meinen Arbeitgeber bewertet wird.
Geld ist Macht. Korruption ist nach wie vor ein Thema – auch wenn sich in dieser Beziehung zumindest nach außen hin schon sehr viel getan hat und dies zumindest nicht mehr als Kavaliersdelikt gilt: Der Geldgeber bestimmt.
Anderseits bestimme ich auch über mein Geld, dadurch, was ich kaufe oder eben bewusst nicht kaufe, in welche Richtung weiter produziert/investiert wird.
Was bedeutet Gemeinwohl für dich?
Das Zahlungsmittel Geld wird nicht gerecht verteilt. Es braucht den Eingriff durch den Staat, um diejenigen, zu unterstützen die – selbstverschuldet oder durch ein Unglück – in Not geraten sind. Das alleine reicht jedoch nicht. Es bedarf der Unterstützung aller, die Not zu lindern.
Es geht aber nicht nur um die Not und um Geld. Gemeinwohl geht weiter. Gemeinwohl bedeutet auch das Wohl für alle im weitesten Sinne. Gemeinwohl ist das gemeinsame Streben nach einer Verbesserung unserer Umweltsituation, einer gemeinsamen Anstrengung zum Wohle aller. Jeder Einzelne leistet seinen Beitrag im Bereich seiner Möglichkeiten, wie auch ich als einfache Angestellte eines Großunternehmens.
Gemeinwohl ist das Unterstützen von Ideen, die uns in diese Richtung führen. Sei es durch emotionale Unterstützung, Sachspenden oder aber private Kredite, wie sie die Genossenschaft für Gemeinwohl organisiert.
Warum engagierst du dich mit der Genossenschaft für Gemeinwohl für einen Wandel im Geld- und Finanzwesen?
Ich habe mich schon länger mit dem Thema Chancengleichheit und Nachhaltigkeit beschäftigt und war gleich begeistert, als ich von der Genossenschaft für Gemeinwohl erfahren habe. Ich beschloss, meinen Beitrag zu leisten, um durch diese Genossenschaft eine kleine Insel, einen „Rettungsanker“ zu schaffen für Personen, die von etablierten Banken nicht die Chance bekommen, ihre Ideen zu verwirklichen. Aber nicht nur für diese Personen, sondern für uns alle.
Wie es auch immer mehr große internationale Konzerne gibt, die nur wenig Platz für kleine, lokale Unternehmen lassen, geht es auch bei den Banken immer mehr in Richtung „Zusammenschluss“ und Machtaufbau. Geld bestimmt, wohin die Richtung geht. Der Einzelne sieht sich ohnmächtig diesen Riesen gegenüber und hat keine Möglichkeit, dagegen aufzubegehren/anzukämpfen.
Gott sei Dank sind wir aber nicht nur Einzelne. Als Gemeinschaft wurde schon viel bewegt. Dank Initiativen wie der Genossenschaft für Gemeinwohl sind die Menschen darüber informiert, dass sie durch ihr eigenverantwortliches Handeln positiv auf Prozesse einwirken können. Dies gelingt durch das Aufmerksam machen, durch Trainings und Blogs über Geld- und Finanzwesen, durch stetiges präsent sein. Wissende geben das Wissen weiter. Durch dieses „Schneeballsystem“ im positiven Sinn erfolgt die Veränderung im Denken und schließlich im Handeln. Wie wunderbar war es doch zu hören, dass Firmen ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit/Umweltschutz/Mitarbeiterschutz etc. ausweiten!
Banken bieten verstärkt Fonds an, die den Ethikansprüchen ihrer Kundschaft entsprechen. Es wurde hier offensichtlich ein sehr wichtiger Stein ins Rollen gebracht. Das war für mich ein Augenöffner, dass es Veränderungen bereits jetzt schon gibt.
Die täglichen Nachrichten sind deprimierend und vieles läuft einfach nur in die falsche Richtung. Doch die Menschheit hat sich schon vielen Herausforderungen gestellt und Aufgeben ist keine Option. Folgen wir den Menschen mit Visionen und unterstützen wir sie in ihrem Tun. Entwickeln wir selber Visionen durch das Wissen, dass Träume uns weiterbringen. Engagieren wir uns!