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"Ich habe mir gedacht, eine großartige Kombination!"

Anna und Maria im Zoom
Samstag, 29. Januar 2022

"Ich habe mir gedacht, eine großartige Kombination!"

Die beiden Durchgänge des Online-Kompaktkurses "Geld und Demokratie" mit Christian Felber zählten 2021 zu den schönsten Erfolgen unserer Akademie für Gemeinwohl: Insgesamt buchten 471 Menschen, und es entstanden spontan neue Initiativen zum Thema, die sich gut entwickeln. Zur Qualität des Austauschs gab es tolles Feedback. Wir boten diese Kurse auch in Kooperation mit Pioneers of Change an, Maria Oberwinkler war hier unsere erste Ansprechpartnerin. Wie sie die Zusammenarbeit über das Jahr hinweg erlebt hat und was sie dranbleiben lässt, darüber durfte Anna Erber sie kürzlich per Videokonferenz befragen.

 

Liebe Maria, kannst du dich noch daran erinnern, als du das erste Mal von der Idee zu unserer Zusammenarbeit gehört hast – was du dir dabei gedacht hast, wie es dir damit gegangen ist?

Ich habe mir gedacht, dass das eine großartige Kombination sein wird! Und gespürt, das ist etwas ganz Wichtiges, dass sich hier unsere Expertisen verbinden. Von Pioneers-Seite aus gesprochen: Viele unserer Kurse sind auf Projektentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung und gesellschaftlichen Wandel im Allgemeinen ausgelegt. Und diese Expertise zu nehmen und auf einen ganz konkreten Inhalt zu konzentrieren – das Geld- und Finanzsystem – da hatte ich sofort das Gefühl, das ist genau dran, für Pioneers, aber auch im Großen – das kann das Feld jetzt sehr gut brauchen.

 

Total schön, dass du gleich diese große Perspektive hattest. Hast du dabei auch schon darüber nachgedacht, was deine Rolle in diesem Kurs sein kann? Wie hat sich das dann entwickelt?

Es war wohl Pioneers-Style :) Einfach machen, reinhüpfen und mitgehen, auch mit einer Gelassenheit der Imperfektion gegenüber – und mit der Einstellung, dass ich nicht alles vorher wissen und können muss. Ich starte ja nicht alleine, da gibt es Menschen, die gemeinsam mit mir dieses Projekt voranbringen. Es war klar, ich habe zwar die inhaltliche Expertise nicht, und die werde ich jetzt auch nicht aus dem Hut zaubern können. Aber es gibt Expertise, die ich einbringen kann –ich habe Erfahrung, wie man Onlinekurse durchführt und Menschen dabei gut begleitet, welche Art von Kommunikation und Formate notwendig sind, was Menschen anspricht und – manchmal ganz banale Sachen – in welcher Frequenz schicke ich E-Mails aus, ich habe mich z.B. auch um das Aufsetzen der Website, der Kursplattform gekümmert usw. Und dann wurde immer klarer, dass ich seitens Pioneers of Change die Projektleitung übernehme. So haben wir einfach mal begonnen.

 

Du hast im Online-Kurs die „Community-Calls“ gehostet. Wie du schon gesagt hast, ist dieses Begleiten und Gastgeben für wirklich bewegende Gespräche DIE große Kompetenz bei Pioneers of Change. Magst Du vielleicht nochmal kurz beschreiben, wie diese Calls abgelaufen sind, und was dir dabei wichtig war?

Grundsätzlich läuft es so ab, dass es einen gleichbleibenden wöchentlichen Termin gibt, zu jedem der 10 inhaltlichen Module. Dieser Community-Call gibt den Menschen die Möglichkeit, sich zum Thema auszutauschen. Wir kommen also mit einer kleinen Meditation an – um gut im Raum und beim Thema zu landen. Ich habe dann ein, zwei anregende Fragen mitgebracht. Dabei ist die Einladung immer: Sprich an, was für Dich gerade im Vordergrund steht! Die Teilnehmer*innen wurden für 30-40 Minuten in breakout-Sessions geschickt, in einer Kleingruppe von 4-5 Menschen. Und ja, ich habe vorher noch ein bisschen eingeleitet: Was ist das für ein Raum, den wir hier haben, wie wollen wir ihn gemeinsam gestalten, wie wollen wir hier miteinander kommunizieren, worauf wollen wir achten. Nach den Breakout-Sessions gab es ein sharing im großen Raum, d.h. Menschen, die Lust hatten etwas aus ihrer Kleingruppe zu teilen, haben darüber erzählt. Sehr oft hat sich so eine angeregte Diskussion ergeben, dass die Gesamtzeit damit gefüllt wurde. Da wurden Bücher, Links, Websites, Interviews, Fragen, Initiativen ausgetauscht. So läuft standardmäßig ein Community-Call ab.

 

Gegen Mitte der Kurszeit habe ich begonnen, das Aktivwerden stärker anzuregen oder solche Impulse aufzugreifen. Was machen wir, um von „Oh mein Gott, was heißt das jetzt, wie gehe ich mit dieser ganzen Info um, wie verarbeite ich das“ hinzukommen zu „was mache ich jetzt damit?“ Der erste Impuls ist ja oft, sich zu beschweren und zu sagen, „furchtbar, jemand müsste mal was machen“. Da ist es dann meine Aufgabe einzuhaken und zu sagen „was willst DU machen, worauf hast DU Lust?“ Und dann hat sich diese total schöne Dynamik entwickelt, dass im ersten Kurs drei, vier Initiativen gestartet sind, wovon zwei noch immer weiterlaufen.

 

Im 2. Kurs im Herbst hatte ich das Gefühl, dass die Community Calls – dadurch, dass die Gruppe viel kleiner war – ein bisschen intimer waren. In meiner Wahrnehmung war dort der Zugang „Eine eigene Initiative jetzt starten überfordert mich – ich bin einfach mal hier, um dieses Wissen zu erlangen, und das ist schon Initiative genug. Es ist mein Beitrag für die Gesellschaft, dass ich mich mit diesen komplexen Themen auseinandersetze“. Ich bin wirklich so froh, dass Menschen sich mit diesem Thema beschäftigen, das ist echt schon mehr als genug fürs Erste.

 

Der Kurs hat – im Positiven gesehen – ein hohes Niveau. Wenn Menschen einsteigen und über diese Themen noch nie etwas gehört haben, sind sie einfach gefordert. D.h. sie haben verschiedene Inhalte gelesen, sich die Videos mehrmals angeschaut, dann in den Live-Calls mit Christian Fragen diskutiert, sich in den Community-Calls gefragt „also wie war das nochmal genau“ ...

 

Auch das moderierte online-Forum war ziemlich belebt beim ersten Kurs – war das dann beim zweiten anders?

Nur insofern, als dass die schiere Anzahl an Menschen im ersten Kurs das Forum beinahe übergehen hat lassen. Beim zweiten Kurs war es wie gesagt weniger – und die Energie war eine andere.

 

Wie siehst Du diese Kooperation zwischen Pioneers of Change und Genossenschaft für Gemeinwohl heute, und was hat für dich zum Gelingen beigetragen?

Also ich habe diese Zusammenarbeit als echte Erfolgsstory erlebt. Wenn ich an das Hau-Ruck beim ersten Kurs zurückdenke, mit dem wir diesen Jumpstart hingelegt haben – also sofort rein, ohne davor persönlich etwas miteinander zu tun gehabt zu haben ... Wir hatten ja auch zwischendurch kaum Meetings. Dass so ein Projekt dann über ein Jahr lang so gut läuft – ich finde, es hat sich wirklich eine Art Freundschaft entwickelt.

 

Ich hatte das Gefühl, dass es im Team – Christian, Sylvia, Christina, Thomas und ich, sowie Fritz und Martin im Hintergrund *) – einfach ganz viel klare Kommunikation, gegenseitige Wertschätzung und Respekt gab. Jede und jeder hat in seinem Bereich geschaut, dass er sein Bestes gibt. Und beim zweiten Durchgang haben wir beispielsweise gemerkt: Wir wollen mehr Team, mehr Teammeetings. Die haben wir dann auch gemacht: Wöchentliche Online-Meetings und drei physische Meetings.

 

Eines mag ich noch hinzufügen, warum es glaube ich auch so gut gelingt: Von beiden Seiten ist eine wirklich tiefe Leidenschaft, Hingabe und Vision da, wofür man geht, warum man es macht, und warum es Sinn macht. Wenn du mit diesem Herz dabei bist und weißt, mein Tun soll beitragen zu einer schöneren Welt, zu einer gerechteren Gesellschaft, dann ist das spürbar: Alle sind mit diesem Idealismus dabei, und bringen so auch ihre Kompetenz ein. Ich glaube, dieses Herz und dieses Feuer braucht es!

 

Danke!

 

*) Hier sind Christian Felber, Sylvia Brenzel, Christina Buczko, Thomas Reichmann, Fritz Fessler und Martin Kirchner gemeint.