„Ich stehe für transparente Finanzgebarung.“ - Mitarbeiter-Porträt Fritz Fessler
„Ich stehe für transparente Finanzgebarung.“ - Mitarbeiter-Porträt Fritz Fessler
„Ich stehe für transparente Finanzgebarung.“
Fritz, du zählst zu den Mitgründer/-innen dieses Alternativbank-Projektes. Wie waren die Anfänge?
2012 waren wir eine Gruppe von 25 Leuten, beflügelt von der Vision, eine ethische Bank aus der Zivilgesellschaft heraus zu gründen. Wir ahnten damals nicht, welche Hürden auf uns zukommen und welches Durchhaltevermögen notwendig sein würde.
Du warst dann auch im Vereinsvorstand.
Dort war ich für die Finanzen verantwortlich. Es war eine Mischung aus Hoffen und Bangen, wir haben uns aus Spendengeldern finanziert. Verzögerungen bei der Gründung der Genossenschaft haben uns an den Rand unserer finanziellen Möglichkeiten gebracht.
Warum war die Einreichung ins Firmenbuch bei Gericht so langwierig?
Das war ein neunmonatiger Prozess. Wir wollten uns als freie Genossenschaft eintragen lassen, das hatte seit 30 Jahren niemand gemacht. Von uns wurde ein Wirtschaftlichkeits-Gutachten gefordert. Im Dezember 2014 schließlich kam die Benachrichtigung über die erfolgreiche Eintragung ins Firmenbuch-Register, das war ein sehr schönes Weihnachtsgeschenk für uns alle. Ich wurde dann in den Aufsichtsrat gewählt.
Danach hat das Projekt an Dynamik gewonnen ...
Es ging mit der Aufnahme der ersten Genossenschafter/-innen Anfang 2015 los, die Entwicklung der neuen Homepage, Professionalisierung der internen Abläufe – damals zu 90% auf ehrenamtlicher Basis. Das Schöne an einem Startup ist, dass man viele Dinge nach eigenen idealen Vorstellungen gestalten kann. Wir im Aufsichtsrat waren ein strategischer Partner, der den Ende 2014 neu eingesetzten Vorstand mit Know-how und Kontakten unterstützt hat. Im Aufsichtsrat wurde dann der Finanz- und Prüfungsausschuss etabliert, den ich dann geleitet habe.
Was hat dich motiviert, dich über Jahre hindurch so intensiv einzubringen, neben deinem Job als IT-Unternehmer?
Es war eine sehr emotionale Zeit mit Aufs und Abs. Was mich am meisten motiviert hat, war die Zusammenarbeit mit so vielen außergewöhnlichen Menschen, die hier in diesem Projekt großteils ehrenamtlich mitarbeiten. Es sind Menschen, die aktiv an der Veränderung der bestehenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen arbeiten. Die nicht an das Wachstums-Paradigma und die Gewinn-Maximierung glauben, sondern an Werte wie Nachhaltigkeit und Gemeinwohl.
Du nennst die Arbeitsatmosphäre hier außergewöhnlich.
In unserem Team steht der wertschätzende Umgang im Vordergrund – und das partizipative Miteinander. Jede Meinung wird als wertvoller Input gesehen. Das Konsens-Prinzip schafft eine sichere, breite Basis, sodass alle hinter den getroffenen Entscheidungen stehen. Entscheidungsfindungen dauern zwar länger, aber die Umsetzung gelingt dann schneller.
Wie definierst du deine neue Aufgabe als Finanzvorstand?
Ich stehe für eine transparente Mittelverwendung. Der breite Einblick in die Finanzgebarung unterscheidet uns von bestehenden Finanz-Dienstleistern. Wir werden eine Gemeinwohl-Bilanz veröffentlichen und im Rahmen unserer Crowdfunding-Plattform die Community darüber mitbestimmen lassen, welche Projekte zur Finanzierung freigegeben werden sollen.
Was sind deine Ziele?
Unsere Vision auf den Boden zu bringen, die Herausforderung zu meistern, das begeistert mich. Wenn es der Zivilgesellschaft gelingt, eine Bank zu gründen, dann gelingt uns alles, das hat einmal meine Kollegin Judith Pühringer gesagt. Von meinem Naturell bin ich Unternehmer, ich will etwas praktisch machen, nicht nur darüber reden oder kritisieren. Aktiv das zu tun, von dem ich überzeugt bin, dass es richtig ist. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen sind wir eine einzigartig erfolgreiche Unternehmung und ich bin sehr glücklich, ein Teil davon sein zu dürfen.