Von 9. Juli bis 22. August lief unsere heurige Sommerumfrage, an der sich eine Rekordzahl an Mitgliedern beteiligt hat. Nur einmal waren es noch mehr – bei jener zur Kooperation mit dem Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen im Jahr 2018. Herzlichen Dank nochmal, wenn du zu jenen gehörst, die auf diesem Weg zur Entwicklung unserer Genossenschaft beigetragen haben!

 

Ziel der Umfrage war es, von unseren Mitgliedern zu erfahren, wie sich die Genossenschaft ihrer Meinung nach in der nächsten Zeit gestalten sollte. Die Ergebnisse flossen in unsere jährliche Herbstklausur ein, in der wir uns – mittlerweile traditionell – auf die Arbeit des Folgejahres ausrichten. Außerdem suchten wir nach einer Möglichkeit herauszufinden, woher die Menschen vom Gemeinwohlkonto erfahren (so sie nicht schon Mitglied waren und daher regelmäßig die Infos bekommen). Diese haben wir mit der Umfrage wahrgenommen.

 

Statistisches

Insgesamt nahmen 458 Mitglieder an der Umfrage teil, 369 beantworteten alle 20 Fragen.
Auffallend an der Statistik: fast genau doppelt so viele Männer wie Frauen haben geantwortet, knapp die Hälfte aller Befragten hat einen Hochschulabschluss, 170 Personen sind über 56 Jahre alt, und von den 113 angegebenen sind 85 Wiener Postleitzahlen.

 

Handlungsfelder der Genossenschaft

Bewusstseinsbildung und Finanzdienstleistungen werden von jeweils zwei Drittel der Antwortenden als „sehr wichtig“ eingestuft. Die Politik für Gemeinwohl hält die Hälfte für „sehr wichtig“. Die Community wird tendenziell für „eher wichtig“ gehalten.
Dies gibt unserer Identität – nämlich gemeinsam wirksam zu sein in der Bewusstseinsbildung für ein gemeinwohlorientiertes Geld- und Finanzsystem, sowie in der faktischen Entwicklung eines solchen, eine schöne Bestätigung.

 

Identifikation als (aktives) Mitglied

325 Personen geben an, dass sie sich – über die Bezahlung des Genossenschaftsbeitrags hinaus – nicht einbringen können oder wollen (trifft voll bzw. eher zu). Sich in der Rolle als „Mitunternehmer*in“ zu sehen und zu fühlen ist unter den Befragten schwach ausgeprägt (nur 38 antworten „voll und ganz“).
Die Antwortmöglichkeit „Ich bringe mich nach meinen Möglichkeiten aktiv ein“ haben 130 Mitglieder angehakt – ein Grund zur Freude! Inspirierend könnte in dieser Hinsicht auch die Herangehensweise unserer aktiven Genossenschafterin Sonja Maria wirken, wie sie sie im Bloginterview beschreibt.

 

Wie präsent sind unsere Dienstleistungen

Von den meisten Dienstleistungen haben die Teilnehmer*innen „schon einmal gehört“. „Sehr präsent“ ist das Gemeinwohlkonto für 154 Personen, weitere 138 sind schon Nutzer*in. Auch das Crowdfunding (eigene Finanzierung, Gemeinwohlprüfung, Mitfinanzieren) ist hauptsächlich „sehr präsent“ oder wurde selbst genutzt. Die Möglichkeit, selbst via „Geld gemeinsam gestalten mit ...“ im Newsletter zu erscheinen, war vielen nicht bekannt (167 Personen). Vom Wahl-Check haben 253 noch nie gehört. Von unseren Akademie-Angeboten (Zertifikatslehrgang, Online-Kompaktkurs und laufendes Programm) haben die meisten Befragten „schon mal gehört“.

 

Wichtigste Dienstleistungen?

Auf Platz 1 der wichtigsten Dienstleistungen steht mit großem Abstand das Gemeinwohlkonto (209 Nennungen). Dahinter rangiert Crowdfunding für Gemeinwohl auf Platz 2, gefolgt vom Online-Kompaktkurs „Geld & Demokratie“. Auf dem 4. Platz liegen der organisierte Austausch zu „Nachhaltiger Veranlagung“ und die Initiative GeldNeuDenken.

 

Zusätzliche Dienstleistungen

72 Personen geben uns via Freitextfeld Ideen für zusätzliche Dienstleistungen mit, die wir „unbedingt zusätzlich einführen sollten“. Mehrfachnennungen gab es vor allem in Richtung nachhaltige Veranlagung/Beratung, kritische Finanzbildung für Schüler*innen sowie Vernetzung.

 

Community-Building

Um sich „mehr als Teil einer Interessensgemeinschaft zu fühlen“, brauchen 63 Befragte mehr oder etwas anderes, als wir derzeit anbieten. Mehrfach genannt wurden einerseits lokaler, persönlicher Kontakt – und andererseits ein Umstand, den nur jede*r persönlich in der Hand hat: mehr Zeit und/oder Durchblick. An dieser Stelle weisen wir darauf hin, dass wir als operatives Kernteam der Genossenschaft auch jene Antworten und Ideen ernst nehmen, die nicht mehrfach genannt wurden – im Fall dieser Frage z.B. das Thema diversity.

 

Generalversammlung

104 Befragte haben schon an einer Generalversammlung teilgenommen, 92 verneinten diese Frage und möchten auch nicht. Für die meisten liegt es an der Entfernung oder an Zeitmangel, dass sie (bisher) nicht teilgenommen haben.

 

„Menschen für Gemeinwohl“-Tag

215 Befragte geben uns Input für den „Menschen für Gemeinwohl“-Tag mit. Das ist ein tolles Ergebnis, über das wir uns sehr freuen. Die konkreten Wünsche bezogen sich auf Folgendes:

• Location ist wichtig („sollte in meiner Nähe sein“ u.ä.) bzw. Hybrid-Lösung
• gefolgt von: Kleingruppen und interessante Themen
• „nicht zu lang, nicht zu theoretisch“
• viele Bitten um konkrete Agenda vorab

Gut die Hälfte der Antworten ging in die Richtung „keine Zeit, keine Ressourcen, keine Lust auf Großgruppenveranstaltung etc. ...“ Weshalb wir noch am Entscheiden sind, ob und wie wir den „Menschen für Gemeinwohl“-Tag tatsächlich abhalten werden. Da sich das „keine Zeit“-Thema an mehreren Stellen in der Umfrage durchzieht, wollen wir hier betonen, dass wir auch sehr dankbar sind, wenn deine Unterstützung der Genossenschaft sich „nur“ aufs Bezahlen des Genossenschaftsbeitrags beschränkt – ohne den wir die Mitarbeit jener, die eine Möglichkeit gefunden haben sich freiwillig zu engagieren, nicht organisieren könnten!

 

Gemeinwohldialog

Den Gemeinwohldialog deuteten viele breiter als wir mit der Frage gemeint hatten: 49 Befragte geben an, sie hätten schon daran teilgenommen – und meinten damit wohl das online-Forum und den Schieberegler auf der gemeinwohlprojekte.at. An den Gemeinwohldialogen (den Videokonferenzen mit den Crowdfundingprojekt-Einreicher*innen) haben bisher viel weniger Menschen teilgenommen. 145 Personen gaben Gründe für ihre Nicht-Teilnahme an, die am häufigsten genannten sind: keine Zeit und „weiß nicht, was das ist“.

 

Kurse oder Veranstaltungen der Akademie

Die Top-7 auf dem Wunschzettel der Themen sind:

• Nachhaltige Veranlagung, Green Finance und Greenwashing (209 Nennungen)
• Wirtschaft und Demokratie (171)
• Geld und Ethik (161)
• Grundlagen des Geldsystems (148)
• Wirkung von Geld: persönlich und systemisch (129)
• Globale Finanzarchitektur (118)
• Kryptowährungen (100)

Via Freitextfeld wurden folgende Wunschthemen mehrfach vorgeschlagen:
Alternative/regionale Währungen, Energiethemen, Steuergerechtigkeit

 

Vorträge sollten 213 Befragten zufolge online stattfinden, bei Einzelworkshops wird Präsenz gewünscht. Für Seminarreihen wünschen sich 132 Befragte Online-Formate, beim Zertifikatslehrgang halten sich die Antworten diesbzgl. die Waage. Für Wochenendkurse halten 167 Befragte Präsenzangebote für besser.

 

Gemeinwohlkonto

153 der Befragten haben ein Gemeinwohlkonto. 201 haben keines, 152 begründeten dies auch. Mehrfach genannt wurden Raiffeisen, der befürchtete Umstellungsaufwand, die örtliche Entfernung sowie die Kosten. Die, die nicht „über die Genossenschaft“ – Newsletter, bestehendes Mitglied, Generalversammlung – vom Gemeinwohlkonto erfahren haben, erfuhren darüber über folgende Wege (Mehrfachnennungen, gereiht nach Häufigkeit von den meisten bis zu den wenigsten):

 

• Freunde/Verwandte/Bekannte/Nachbarn/Ehepartner*in
• Websuche nach ethischem Bankkonto, auf der Website gelesen
• Medien (z.B. Ö1, radio attac, Zeitschrift Lebensart, Brennstoff)
• an einem Messestand
• über Christian Felber

Fazit

Unsere Interpretation der Ergebnisse: Was wir als Genossenschaft ohnehin schon tun, wollen wir noch besser machen. Das Angebot in Richtung „grüne Vermögensberatung“ auszubauen, ist uns – abseits unserer Akademieangebote – leider nicht möglich, uns fehlen die Ressourcen. Unser Weg ist vorrangig, die Kompetenz unserer Mitglieder zu stärken, die Qualität unterschiedlicher Beratungsangebote besser einschätzen zu können. An dieser Stelle die große Empfehlung: Unser organisierter Austausch zum Thema Nachhaltige Veranlagung am 9. November im Rahmen der Akademie für Gemeinwohl, sowie der Workshop Gefahren von Greenwashing in der Vermögensberatung – und wie damit umgehen am 30. November. Diese kannst du gerne wahrnehmen, wenn du dich für ein etwaiges anstehendes Beratungsgespräch fitmachen willst. Ansonsten ist unser Credo nach wie vor: „Ein grünes Produkt macht noch kein gemeinwohlorientiertes Geld- und Finanzsystem!“

 

Weitere Schlussfolgerungen aus den Umfrageergebnissen: Wir fühlen uns darin bestätigt, die Generalversammlung 2023 wieder live zu streamen – ein hoher Aufwand, den wir – wir wiederholen uns – nur dank ehrenamtlicher Unterstützung bewältigen können.

 

Viele der angegebenen Gründe, warum ein Umstieg aufs Gemeinwohlkonto (bisher) nicht erfolgt ist, deuten auf Missverständnisse hin. Hier werden wir uns um mehr und bessere Aufklärung bemühen.

 

Ein großes Thema waren auch in dieser Umfrage wieder Vernetzung, Einbindung, lokale Treffen und Präsenzangebote. Die mindestens gleich häufigen „keine Zeit“ und „zu weit weg“-Antworten legen nahe, den eingeschlagenen Weg der Online-Angebote fortzusetzen – und gleichzeitig Präsenztermine beizubehalten, wo es nur geht. Das war schon bisher unsere Einstellung, und so werden wir weitermachen.

 

Die Akademie-Inhalte werden laufend überdacht – die wertvollen Anregungen fließen unseren Kontakten und Möglichkeiten entsprechend in die Erstellung des Programms ein. Gerne kannst du dich bei akademie@gemeinwohl.coop melden, wenn du interessante Vortragende kennst, die viele Menschen ansprechen könnten!

 

Und noch eine Bitte zum Schluss: Wenn du keinen Gemeinwohldialog mehr verpassen möchtest, melde dich bitte hier zum Crowdfunding-Newsletter an. Er ist außerdem eine schöne Möglichkeit zu sehen, welche Projekte du mit deiner Mitgliedschaft in die Welt bringen hilfst!