„Wir erweitern die Bankenlandschaft.“ – Mitarbeiter*innen-Porträt
„Wir erweitern die Bankenlandschaft.“ – Mitarbeiter*innen-Porträt
Vor den Vorhang: Sonja Sewera, Mitarbeiterin beim Arbeitskreis Bankplanung
„Wir erweitern die Bankenlandschaft.“
Sonja, du hast einen untypischen und erstaunlichen Werdegang – du hast Physik und Mathematik studiert und bei Siemens Großrechner entwickelt. Nach deiner Pensionierung hast du ein Doppelstudium absolviert: Betriebswirtschaft mit Ausrichtung Bankwirtschaft und Finance sowie Wirtschaftsinformatik. Du bist also hoch qualifiziert und sehr gut einsetzbar. Heute zählst du zu den unverzichtbaren Kräften unseres Projekts.
Ich bin vor gut zwei Jahren ins Team gekommen. Nach meiner Pensionierung wollte ich keinesfalls die Hände in den Schoß legen, aber für pflegerische oder betreuende Tätigkeiten bin ich nicht gut geeignet. Mich begeistert die Welt der Zahlen und der Wirtschaft. Daher habe ich noch einmal studiert mit dem Ziel, mich weiterzuqualifizieren und ehrenamtlich in einem Betrieb zu arbeiten. Nun bringe ich mich hier im Arbeitskreis Bankplanung ein.
Zusätzlich kümmerst du dich ja auch noch um deine 103jährige Mutter und zwei Enkelkinder, mit denen du einiges unternimmst. Hier führst du nun sehr anspruchsvolle Tätigkeiten aus, hast etwa den Kapitalmarktprospekt und den Businessplan für das zukünftige Zahlungsinstitut ausgearbeitet.
Ja, ich liebe Herausforderungen! Ich arbeite wöchentlich 20-30 Stunden für unser Projekt, je nach Dringlichkeit. Ich kann hier meine Tätigkeitsfelder frei wählen und arbeite mich gerne in neue Bereiche ein. Frederik Schorr ist unser leitender Projektmanager, ich hingegen bereite Fakten auf, lese mich in Gesetzestexte ein, das gefällt mir. Ich bin zwar schon älter, aber ich habe das Bedürfnis, mit beruflich aktiven Menschen, die etwas weiterbringen, zusammenzuarbeiten. Ich falle als Pensionistin wohl etwas aus der Reihe. Es fällt mir schwer, Gleichgesinnte meines Alters zu treffen. Hier gibt es außerdem einen sehr netten, wertschätzenden Kolleg*innenkreis. Es ist schön, dass alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Was sind deine aktuellen Aufgaben?
Derzeit beschäftigt uns die Sicherung zukünftiger Kund*innengelder. Wir können dabei nicht wie ein etabliertes Bankinstitut auf einen Expert*innenstab zurückgreifen, sondern suchen selbst nach unkonventionellen, maßgeschneiderten Lösungen, da unsere Unternehmenskonstruktion völlig neuartig ist.
Das macht dir sichtlich Freude...
Auch wenn man älter ist, braucht man Selbstbestätigung. Ich mache gern neue Dinge, die ich bisher noch nie gemacht habe. Diese Chance habe ich hier. In meinem früheren Berufsleben war ich eher ein Rad in einem Riesenkonzern.
Wie ging es dir im früheren Berufsleben als Frau in einer technischen Branche?
Wir haben bei Siemens ab den 70er Jahren programmiert, meine ersten Arbeitskollegen waren Mathematiker, Physiker und Chemiker. Nach vielen Jahren schaffte ich es bis zur Abteilungsleiterin. In der Zeit als Vertriebsbeauftragte hatte ich strenge Erfolgsvorgaben. Es gab eine gläserne Decke, ich war in der Siemenstochter für den IT-Vertriebsbereich die einzige Frau in einer mittleren Führungsposition.
Wie war es, in der Pension noch einmal zu studieren?
Ich war die einzige Pensionistin weit und breit an der Wirtschafts-Uni. Es war nicht ganz easy, ich habe zehn Jahre gebraucht. Die Studien hatte ich zwar in Rekordzeit fertig, mit sehr guten Noten. Aber Diplom- und Masterarbeit zogen sich in die Länge, weil mich der Professor mit laufend neuen Wünschen sekkiert hat. Ich kann das, was ich theoretisch gelernt habe, nun hier anwenden.
Warum hast du das Projekt Bank für Gemeinwohl gewählt?
Die hier gelebten Werte liegen mir am Herzen, denn die Wirtschaft entwickelt sich in eine falsche Richtung: Die Arbeitsplätze werden immer unsicherer, die Konzerne sind aktionärsgetrieben und daher zur Härte gezwungen. Unternehmensteile, die zwar keine Verluste machen, aber nicht genug abwerfen, werden abgestoßen. Überstunden werden nicht mehr bezahlt. Ab den 90er-Jahren gab es eine schleichende Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Diese Veränderungen tun unserer Gesellschaft nicht gut, die Frustration wächst, denn zugleich sind die Erwartungen der Menschen an den Komfort des Lebens hoch, da sie ja zum ständigen Konsum getrimmt wurden. Heute ist man gewohnt, alles zu haben oder alles haben zu müssen.
Wie siehst du unser Projekt?
Als Gegenpol zur starken Gewinnorientierung anderer Banken. Frei von Auswüchsen wie etwa im Investment-Banking mit den immensen Boni. Bankdienstleistungen sollten vernünftig entlohnt werden wie andere Bereiche der Realwirtschaft. Hier in unserer Genossenschaft sind die Mitarbeiter*innen nicht durch Gewinnstreben motiviert. Es sind Menschen mit sozialen und ethischen Grundsätzen.
Steckbrief
Dr.Phil der Physik und Mathematik
Mag.a der Betriebswirtschaft
Bachelor und Master der Wirtschaftsinformatik
Von 1988 bis 2003 bei Siemens Business Services als Gruppen-, Abteilungs- und Projektleiterin für Software-Projekte
Seit Dezember 2014 in der BfG Genossenschaft für Gemeinwohl im Arbeitskreis Bankplanung